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Männerbrustkrebs
Männerbrustkrebs
Interview mit Prof. Dr. Günther Steger, Facharzt für Innere Medizin & Onkologe
Wie häufig sind Männer von Brustkrebs betroffen und wie wird er therapiert?
In Österreich sind ca. 5.500 – 6.000 Frauen pro Jahr von Brustkrebs betroffen, international und auch bei uns sind ein Prozent davon Männer. Sie können also davon ausgehen, dass etwa 50-60 Männer pro Jahr in Österreich diagnostiziert werden. Die Therapie ist prinzipiell die gleiche wie bei Patientinnen. Es gibt keine eigenen klinischen Studien für das männliche Mammakarzinom – aufgrund der Seltenheit. Die Therapieprinzipien der Antihormontherapie, der Immuntherapie, der Chemotherapie, all das, was für Frauen etabliert ist, wird eins zu eins auf Männer umgelegt.
Bei Männern kann man doch aber chirurgisch nicht so viel wegnehmen wie bei Frauen, oder?
Doch, da es sich um kein kosmetisches Problem handelt. Es wird beim Mamma generell die gesamte Brust im Rahmen einer Totaloperation weggenommen, mit oder ohne Lymphdissektion. Hier gelten dieselben Kriterien bzw. Procedures wie bei Frauen, die eine Teilbrustoperation vornehmen lassen, was zu 80-85 Prozent heute Standard ist.
Ist die Tatsache, dass Männer an Brustkrebs erkranken können, Ihrer Meinung nach hinreichend bekannt?
Nein. Männer gehen generell seltener zum Arzt und somit auch seltener zu Vorsorgeuntersuchungen als Frauen. Tumoren oder Schwellungen der Brust des Mannes haben meistens andere Ursachen, sind meistens beidseitig und häufig alkoholassoziiert, wobei es sich um eine Vergrößerung der Brustdrüse handelt. Wie gesagt, handelt es sich in 50-60 Fällen um Krebs, der genauso abgeklärt werden sollte wie bei weiblichen Betroffenen.
Das Bewusstsein ist meistens gering, weshalb es gescheiter ist, die Frauen zu informieren, damit sie ihre Männer zum Arzt schicken. Männer gehen relativ ungern zur Mammographie, was kulturell bedingt ist. Suchen sie einen Mediziner auf, kann man mit ihnen darüber sprechen und in der Folge eine derartige Untersuchung durchführen. Allerdings sind die lokalen Befunde beim Mann in der Regel weiter fortgeschritten als im Durchschnitt bei der Frau, weil Männer später zum Arzt gehen bzw. das Problem länger ignorieren, wenn sie eine schmerzhafte Schwellung haben und meistens erst kommen, wenn es schon größer ist, schon die Haut betrifft oder die Lymphknoten bereits angeschwollen sind und in der Achsel Probleme verursachen. Nachdem jetzt in Österreich flächendeckend für Frauen ein Brustkrebsscreening startet, wie das in anderen Ländern schon seit Jahren üblich ist, nutzen wir diesen Ansatz sehr gerne, männlichen Brustkrebs ins Bewusstsein zu bringen. Jede schmerzhafte Schwellung der männlichen Brust, die nicht nach ein bis zwei Wochen wieder weg ist, sollte abgeklärt werden.
Ist der Urologe der richtige Ansprechpartner?
Nein, eher der praktische Arzt oder der Internist. Selbstverständlich begrüße ich es, wenn ein Mann sich mit einem derartigen Problem bei seinem Urologen vorstellt, allerdings sind der Internist und der Allgemeinmediziner die richtigen Ansprechpartner (oder die direkte radiologische Abklärung).
Gibt es Symptome oder Alarmzeichen, die bei einem männlichen Patienten auf Brustkrebs schließen lassen bzw. auf die ein Mann besonders achten sollte, damit die Krankheit im Anfangsstadium erkannt wird?
Schmerzlose Schwellung oder umschriebene Verdichtung der Brust, die vorher nicht da war – meist einseitig. Es kann auch, wie bei Frauen, zu Einziehungen kommen, was aber meist auf fortgeschrittene Stadien schließen lässt. Generell kann man sagen: Wenn man beispielsweise beim Waschen etwas tastet, das vorher nicht da war und nach zwei Wochen nicht verschwindet, sollte man sich an einen Arzt wenden.
Gibt es Gruppen, die besonders betroffen sind?
Nein. Es gibt beim Mann generell keine Risikogruppe, es sei denn, er ist Mitglied einer Brustkrebsfamilie (= erblicher Brust- und/oder Eierstockkrebs, der ja bei ca. 3-4 Prozent aller betroffenen Frauen vorkommt). Wenn also im Rahmen einer Anamnese herauskommt, dass es sich um erblichen Brustkrebs handelt, sollten die Männer dieser Familie genauso evaluiert und getestet werden wie die weiblichen Familienmitglieder. Dieses Risiko gilt geschlechtsunabhängig! In dieser Gruppe ist der männliche Brustkrebs häufiger als bei den Nicht-Betroffenen. Wird etwas Derartiges innerhalb einer Familie festgestellt, werden die männlichen Mitglieder automatisch von den zuständigen Beratungszentren eingeladen, sich testen oder psychologisch betreuen zu lassen. Es handelt sich wie gesagt um einen ganz geringen Prozentsatz, aber genau diese Männer kann man als Risikogruppe bezeichnen.
Es gibt Ambulanzen für erblichen Brust- und Eierstockkrebs, auch hier im AKH, wo solche Familien betreut und aufgeklärt werden.
Der sporadische, also genetisch nicht vorbelastete Brustkrebs, betrifft eine kleine Gruppe. Hier ist es wichtig, Veränderungen nicht zu ignorieren bzw. sich nicht zu genieren, wenn die Brust Schwellungen aufweist, die nicht verschwinden. 90-95 Prozent der Betroffenen können geheilt werden, wenn sie rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen. Je länger es lokal wachsen kann, desto größer die Gefahr, dass bereits eine Generalisierung, eine Metastasierung stattgefunden hat, also umso schlechter die Diagnose, aber auch in Analogie zur Frau.
Prof. Dr. Günther Steger ist Facharzt für Innere Medizin sowie Onkologe und tätig an der Klinischen Abteilung für Onkologie und Innere Medizin I am AKH Wien.
Forschungsschwerpunkte: Mammakarzinom, neo-/adjuvante Therapien sowie prädiktive Faktoren
Nähere Informationen:
www.brustambulanz.info
Ein Gesundheitsbeitrag von Mag. Sonja Streit.
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